Bostalsee Regularity (Saarland)
Bericht: Jürgen van Os Bilder: Andreas Klingenhagen
Classicrallyes sind grundsätzlich, sofern sie gut organisiert sind, natürlich was Erfreuliches für Oldtimerliebhaber. Die Veranstaltungen in unserem Einzugsbereich im westlichen und südlichen Nordrhein-Westfalen sind uns weitestgehend bekannt. Also musste mal was Neues her, dachte ich zumindest.
Der Verein „Obere Nahe e.V. im ADAC“ kündigte zu Beginn des Jahres die 1. Ausgabe der „Bostalsee-Regularity“ an. Drei Klassen: RT-M (Orientierungssport mit wechselnden Schnitten), RT-T (Gleichmäßigkeit mit wechselnden Schnitten) und T (touristisch mit einfachen Aufgaben) wurden ausgeschrieben.
Der Fahrtleiter Mike Stoll gilt als erfahrener, sowie erfolgreicher Co in Rallyeautos und auch als Veranstalter bei der Durchführung solcher Art von Rallyes. Zudem ist sein Verein auch Veranstalter der bekannten „Rallye Kohle und Stahl Historic“. Die Saarländer sind bekanntermaßen schon sehr motorsportverbunden.
Ich konnte Andreas Klingenhagen als Fahrer meines Volvo Amazon gewinnen und so machten wir uns am Freitag, den 06.04.24 auf ins Saarland nach Nohfelden zum Bostalsee. Kurzum, die Anreise war unspektakulär und die Papierabnahme am Abend sehr schnell durchlaufen. Der Rest kam von der Fahrtleitung per App „Sportity“. Das war neu für uns, aber sehr angenehm. Wir starteten „natürlich“ mit der Startnummer 2 in der schwersten Klasse, der RT-M, was sich noch ein wenig „rächen“ sollte.
Samstag liefen dann die rund 65 Fahrzeuge auf den Startplatz des heimischen Golfclubs ein. Verwunderlich für uns war, dass hier ca. 70% echte Rallyeautos am Start waren und mehr als die Hälfte der Autos einen Überrollbügel hatten. Teilnehmer aus 8 Nationen waren am Start. Spektakuläre Autos wie ein echter Audi 80 quattro Rallye, ein Ford Escort MK II mit Cosworth-Motor oder ein Ford Falcon Sprint und andere Exoten gehörten hier zur Normalität.
Um 09:02 Uhr ging es los. Veranschlagt waren 350 Kilometer, es wurden aber tatsächlich bis zum Abend so rund 400 Kilometer. Wie sagt man so schön bei uns über das Saarland und idem benachbarten Rheinland-Pfalz: „ein schön Flecksken Erde“. Tolle Strecken auf den Pfaden der Deutschland – und Hunsrück-Rallye wurden zumeist mit 50 km/h-Schnitten befahren, was angesichts von vielen Kurven im öffentlichen Straßenverkehr in grenzwertigen Bereichen mündete. Fußgänger mit und ohne Hunde, Familien unterwegs mit Kindern fanden das nicht so prickelnd.
Abends waren die hohen Schnitte dann auch Thema und hier sollte der Veranstalter für kommende Veranstaltungen ein wenig nacharbeiten. Das war eher Rallye-Retro-Sport. Auch Unfälle mit leichten Blessuren an den Autos und Ausfälle gab es.
Bildquelle: Patrick Mohr Fotografie
Die Organisation war darüber hinaus sehr professionell. Die Fahrzeuge wurden mit GPS-Tracker ausgestattet und die Ergebnisse in der App ständig live gesendet. Die gebotenen Essen waren super und die Siegerehrung erfolgte bereits eine Stunde nach Einlaufen des letzten Teilnehmers.
Fazit: Wer schnell fahren möchte, im Auto Stress erleben will und eine sehr gut organsierte Veranstaltung sucht ist hier richtig.
Der Volvo sah nach unserem Zieleinlauf um 20:30 Uhr tatsächlich aus wie ein Rallyeauto. Er hatte schon ein wenig gelitten und war unter einer Dreckschicht versteckt. Unser Ergebnis war zwar der 2. Platz in unserer Klasse, aber wir wollen dennoch ehrlich sein: wir waren das Schlußlicht in der Wertung RT-M.
Es war ein Abenteuer, was wir aber so schnell nicht wiederholen, aber auch nicht vergessen werden. Es war eine Nummer zu groß für uns und den Volvo.
Sonst noch:
Andreas wird mir die Hotelbuchung nicht mehr überlassen. Das von mir gebuchte Hotel passte zum Baujahr meines Autos, dem Jahr 1966. Seitdem hatte sich hier wohl nichts mehr getan, obwohl ich den Wirt sehr gastfreundlich fand. Andreas wird mir das wohl noch einige Jahre vorhalten, glaube ich zumindest.
Jürgen van Os
Ergänzung von Andreas Klingenhagen:
Das Hotel war wirklich spannend....aber wir haben es ohne gesundheitliche Schäden überlebt ( :D ). Am Abend der Veranstaltung war ich zudem so fertig, dass es mir egal war. 50er Schnitte auf ehemaligen Sonderprüfungen von namhaften Rallyes ( z.B. Deutschlandrallye ) zu halten, war mit 100 PS unmöglich zu schaffen. Außerdem mussten wir aus Vernunftgründen hier und da Gas rausnehmen um uns und andere nicht zu gefährden....
Aber: Top organisiert und perfekt durchgeführt. Dazu wirklich tolle Fahrzeuge, die man sonst echt selten zu Gesicht bekommt. Beim nächsten mal vielleicht etwas weniger ambitionierte Schnitte. Erwähnenswert: Selbst hergestellte Pokale, jedes Teil ein Unikat aus Fahrzeugteilen geschweißt - toll !